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Eine Nuklearexplosion in fünf Schritten

Aktualisiert: 19. Juni 2022

Am 24. Februar 2022 startete Russlands Präsident Wladimir Putin einen Angriffskrieg auf die Ukraine. Seitdem hat er schon mehrmals angedeutet, er würde nicht davor zurückschrecken, Atomwaffen einzusetzen - wenn es denn nötig sei. So erklärte der Präsident beispielsweise zu Beginn des Invasion, jede Einmischung der NATO würde Konsequenzen haben, „die ihr in eurer Geschichte noch nicht erlebt habt.“ Doch welche Konsequenzen hat eine nukleare Explosion eigentlich in der Praxis?

„Baker Explosion“ - Ein Nukleartest der USA auf dem Bikini Atoll im Jahr 1946. Die Inselkette wurde Schauplatz von zahlreichen Kernwaffentests. / Credit: Pixabay


Seit Hiroshima und Nagasaki hat es niemand mehr gewagt, Atomwaffen einzusetzen - zu gewaltig ist ihre Zerstörungskraft, zu groß die Angst vor einem Gegenschlag. Mehr als 90 Prozent der Atomwaffen sind in den Händen von Russland und den USA. Sollte es jemals zu einem Atomkrieg kommen, hätten diese beiden Länder genügend nukleare Sprengkörper, um die Welt, wie wir sie kennen, komplett zu zerstören.


Auswirkungen einer Atombombenexplosion in Hamburg

Mit NUKEMAP lässt sich herausfinden, welche Auswirkungen eine Explosion in der eigenen Stadt hätte. Allerdings werden einige Aspekte bei der Berechnung nicht beachtet. Das nachfolgende Beispiel zeigt lediglich, wie sich die Explosion auswirken würde. Es berücksichtigt nicht die Schäden, die der radioaktive Niederschlag später anrichten würde. Je nach Wetterbedingungen könnte man die Folgen noch in Berlin und darüber hinaus spüren.


Explosion einer Atombombe mit einer Sprengkraft von 170 Kilotonnen in Hamburg. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe „Little Boy“ hatte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen. Die größte jemals entwickelte Bombe, Russlands „Zar-Bombe“, hatte eine Sprengkraft von 50’000 Kilotonnen.


Die verschiedenen Zerstörungseffekte

Bei der Explosion einer Atombombe wird viel Energie freigesetzt. Aber lediglich 15 Prozent der Energie erzeugt radioaktive Strahlung. Der größte Teil der Energie fließt in Druck, Licht oder Wärme.


Verteilung der freigesetzten Energie bei einer nuklearen Explosion. / Credit: Greenpeace


Druckwelle

Etwa die Hälfte der Energie geht in eine gigantische Druckwelle über. Die Welle breitet sich in alle Richtungen aus und verliert an Stärke, je weiter sie sich vom Explosionsherd entfernt. Sie ist so enorm, dass sie selbst massive Gebäude zum Einstürzen bringt. Durch Schäden an Gasleitungen und Raffinerien entstehen Brände. Diese haben eine hohe Zahl an Todesopfern zur Folge.


Thermische Strahlung

Ein weiterer großer Teil der Energie wird in Form von thermischer Strahlung freigesetzt. In einem bestimmten Umkreis um den Explosionsherd verdampft alles. Über ein größeres Gebiet verursacht die Hitzestrahlung gigantische Brände und Verbrennungen.


Elektromagnetischer Puls (EMP)

Elektromagnetische Strahlung ist für den Menschen ungefährlich und ihre Aussendung dauert nur wenige Millisekunden an. Trotzdem können die Folgen fatal sein. Die heftigen Schwingungen der Strahlen richten bleibende Schäden an elektrischen Geräten an. So verlieren beispielsweise Krankenhäuser ihre Stromversorgung, was vielen Menschen das Leben kosten kann.


Sofortstrahlung

Die Sofortstrahlung wird in der ersten Minute nach der Explosion frei. Überraschenderweise ist sie nur für einen geringen Anteil der Todesopfer verantwortlich, da sie vom Ort der Explosion an rasch an Intensität verliert. Menschen im nahen Umfeld der Explosion sterben demnach an Folgen der thermischen Strahlung oder der Druckwelle - auch wenn sie zusätzlich eine tödliche Dosis radioaktiver Strahlung abbekommen haben.


Radioaktiver Fallout

Der größte Teil der Reststrahlung zeigt sich in Form von radioaktivem Niederschlag, auch Fallout genannt. Der Fallout besteht unter anderem aus bestrahltem Bodenmaterial, das vom Wind verweht wird und dann zu Boden regnet. Die größte Gesundheitsgefahr stellt der frühe Fallout dar. Er fällt in den ersten 24 Stunden nach der Explosion herunter. Abhängig vom Wind kann das radioaktive Material dabei auch weit entfernte Regionen erreichen.


"Entweder gibt es ein Ende der Atomwaffen oder unser aller Ende.“ - ICAN Deutschland

Weltweit wurden bereits rund 2.000 Kernwaffentests durchgeführt. Trotzdem sind die genauen Auswirkungen einer Atombombenexplosion kaum vorhersehbar. Berechnungen zeigen aber, dass die Explosion von 100 Atombomben einen nuklearen Winter einläuten könnte. Ruß und Flächenbrände würden zu einer jahrelangen Verdunklung und Abkühlung der Erdatmosphäre führen. Das hätte massive Ernteausfälle zur Folge - vermutlich würden mehr Menschen durch Hungersnöte ums Leben kommen, als durch die direkten Folgen des Atomkrieges.




von Josephine Djabri






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